Montag, 16. Juli 2012

Das Logbuch


Dieses Kapitel soll einen kleinen Einblick in das Thema „Logbuch an Bord“ und die Wichtigkeit solch eines Dokumentes geben.
Laut Gesetz ist der verantwortliche Segler dazu verpflichtet, seine Reise in irgendeinner Art und Weise aufzuzeichnen, auch wenn es nur 10 Seemeilen sind. In vielen Streitfällen um Sachschäden wegen Havarien, ist das Logbuch das entscheidende Argument, um die Richtigkeit einer Aussage zu belegen.
Das internationale Solas – Abkommen -  verpflichtet zwar zu der Führung eines Logbuches, legt aber nicht fest, was und in welcher Form die Einträge gemacht werden sollen. Dem entsprechend sehen unsere Einträge aus.
Auf welche Mittel, zur Festhaltung der Aktivitäten an Bord und um das Boot herum, zugegriffen werden, steht frei. Die elektronische Form des Logbuchs, wird automatisch von einem Programm ausgefüllt und kann manuell ausgeweitet werden, was als eines der sichersten Methoden gilt. Die klassische Form, das gebundene Buch wie wir es nutzen, ist ebenfalls erlaubt.
Um ein Manöver, eine Havarie oder eine Situation im Nachhinein besser verstehen zu können, ist es wichtig gewisse Grundangaben zu erfüllen, (welche ebenfalls nicht gesetzlich vorgeschrieben sind). Deshalb sollte die bevorzugte Form der Dokumentation, immer nummeriert sein und mindestens einen Eintrag pro Tag beinhalten. Der Wetterbericht für die geplanten Seegebiete sollte ausführlich vermerkt sein zusammen mit dem tatsächlich auf See erlebten Wetter: Windstärke und -Richtung,Wolken, Wellenhöhe und Luftdruck. Dazu gehört auch die Angabe, welches Segel man dem Wetter entsprechend, gesetzt bzw. gerefft hat.
Um von einem Ziel zum nächsten zu gelangen, setzten wir auf der Seekarte Punkte, welche als Wegpunkte in das GPS-Gerät einprogrammiert werden. Das Erreichen eines jeden Wegpunktes wird ebenfalls, zusammen mit der Uhrzeit vermerkt. Relevante Beobachtungen können nach Bedarf ebenfalls dokumentiert werden.
Am Ende des Törns werden bzw. sollten, die Tagesmeilen vermerkt werden, sowie eine Unterschrift des Skippers (Jost) auf jeder Seite.
 


Dienstag, 10. Juli 2012

würdige erste Tage

Jetzt geht es also so richtig los.
Nachdem Hannah und Malte am Samstag angekommen sind (Ich hatte schon vorher zusammen mit Marian einige Arbeiten am Boot erledigt) und wir erstmal noch den Rest des Tages brauchten um unser Arbeitschaos zu beseitigen, was uns bis heute nicht wirklich gelungen ist, und die unendlich vielen Sachen, vor allem Maltes, wie ich finde, viel zu große Filmesammlung, zu verstauen, konnten wir am Sonntag den 8. Juli endlich Segel setzten .

Wir verließen Stexwig bei Kaiserwetter und begannen die Kreuz gegen den frischen Ostwind. Dabei konnte Gerda, obwohl ihre Wasserlinie durch die Beladung ein gutes Stück nach oben gerutscht ist, noch immer alle anderen segelnden Boote in den Schatten stellen.
Das Wetter begann sich jedoch zu verschlechtern und gegen 16:30 Uhr erlebten wir das durchziehen der unglaublichsten Wetterfront die ich bisher zu Gesicht bekommen habe. Sie zog sich über den gesamten Himmel und teilte ihn in zwei Hälften. Die eine wie zuvor locker bewölkt mit großen blauen Löchern, die andere Tiefschwarz mit zerfetzten, gelegentlich von Blitzen durchzuckten Wolken. Ich habe versucht die Stimmung in ein Paar Fotos festzuhalten aber das ganze Drama konnte der Chipsatz wohl nicht fassen. Naja jedenfalls war die eben noch überfüllte Schlei plötzlich leer gefegt und von einer vorbeifahrenden Yacht hieß es nur noch: „ihr habt aber die Ruhe weg“. Dabei haben solche Fronten meist außer einer Grandiosen Fassade und seltsamen Winddrehern nicht viel zu bieten. Das schlechte daran war, dass es den Rest des Tages regnete und der Wind völlig einschlief. Immerhin bis Maasholm schafften wir es noch und hatten somit am ersten Tag wenigstens die Schlei hinter uns gebracht. Mit viel und wenig Wind, Sonnencreme und Regen ein würdiger erster Tag, ein weiterer sollte folgen.

Die Wettervorhersage für Montag, für die westliche Ostsee lautete: Südwest 5 bis 6 Beaufort, Welle bis zwei Meter. In Wirklichkeit könnten es, meiner Meinung nach, in Böen sogar noch zwei Windstärken mehr gewesen sein (aber ich will hier mal kein Seemannsgarn spinnen). Fakt ist, es pfiff in den Masten, die Boote machten ohne Segel im Hafen schon gute Schräglage und alle waren hell entsetzt, dass wir bei diesem Wetter auslaufen wollten. Aber wir wollten ja genau nach Osten und hatten deshalb Rückenwind. Ein verrückter Trip wurde es trotzdem. In Schleimünde wurde mit großem Tamtam und einem gehörigen Schluck Hochprozentigem für Neptun unser Eintritt in die offene Ostsee gefeiert (Video folgt). Dann setzten wir zur Sturmfock das gereffte Groß und das ganze artete in einen adrenalinschwangeren Speedtrip aus. Mit tatsächlich zwei Meter hohen Wellen von hinten wurde Gerdas persönlicher Speedrekord von 9,9 auf 13,4 Knoten verbessert. Den Moment möchte ich hier kurz beschreiben:
Wir sitzen im Cockpit, ich am Steuer. Aus Angst vor einer Patenthalse lasse ich keinen anderen Steuern. Eine der Böen die ich auf Acht Beaufort beziffern würde bringt Gerda mächtig auf Trapp. Ich weiß mit einer entsprechenden Welle und einem guten Surf ist der Rekord drin. Dann rollt sie von hinten an, ich bringe das Boot platt vor Welle und Wind, das Heck hebt sich, Gerda beschleunigt und ich lasse ihr freien Lauf, Gerda beschleunigt weiter und es beginnt ohrenbetäubend zu rauschen. Gerda fährt jetzt wie auf einer Schiene und ich weiß sie ist mit der Pinne kaum noch kontrollierbar. Gerda beschleunigt weiter, Hannah fängt an zu kreischen, Achterbahnfeeling stellt sich ein. Es hält etwa drei Sekunden an, dann ist das Wellental erreicht. Gerda bohrt ihren Bug in die nächste Welle und bremst ab, mir fällt wieder ein zu atmen und ich japse nach Luft während ich mich frage ob ich das soeben Erlebte großartig oder beängstigend finden soll. Dann bestätigt Marian von unter Deck was wir ahnen: „Rekord 13,4 Knoten“ großartig!
Noch einen weiteren Höhepunkt hält die Tour bereit. Vor Bagenkop auf Langeland unserem Ziel, baut sich eine Grundsee (Wellen vor der Küste) von ungelogen mehr als drei Metern auf. Einer dieser Brecher schafft es fast von hinten ins Cockpit einzusteigen. Dann erreichen wir den sicheren Hafen, das Anlegemanöver klappt reibungslos, man ist beeindruckt, ein weiterer würdiger Tag zum Auftakt.